Der Film und die Lausitz - ein Interview mit Sophia Ziesch

Eva Maas im Gespräch mit Sophia Ziesch

Wer an die Region Lausitz denkt, sieht sicher nicht als erstes das Bild einer florierenden Filmlandschaft vor sich. Doch das sollte sich schnell ändern... und viele tolle Lausitzer Filmemacherinnen helfen dabei!

Sophie Ziesch klein

Sophia, du stammst selbst aus der Lausitz und bist Sorbin, wohnst aber in Berlin, wo du Sozial- und Kulturanthropologie studiert hast und momentan als DJ und Producerin tätig bist. Welche Rolle spielt die Lausitz und deine sorbische Herkunft für dein Leben?

Meine sorbische Identität hat für mich immer eine große Rolle gespielt. Ich bin schon relativ früh ins Ausland gegangen. Bereits während der Schulzeit habe ich ein Jahr in den USA gelebt und war gleich nach der Schule ein Jahr in Kolumbien. Ich bin aber immer wieder zurückgekommen, weil mich dort immer noch etwas fesselt und hält. Ich finde, wir als Sorb*innen haben das Privileg, in einer Gemeinschaft zu leben, die auf gegenseitige Unterstützung baut. Das merke ich auch, wenn ich Freund*innen mit in die Lausitz nehme, die sind so begeistert, weil es wirklich noch eine Community gibt, die sich viele heute wünschen. Für mich ist das einfach ein sehr schönes Netzwerk und sehr bereichernd, noch mit einer anderen Kultur aufgewachsen zu sein.

 Wie kamst du dazu, „SMY“ zu produzieren?

Es war zu der Zeit des Filmfestivals Cottbus und ich hatte da gerade ein Praktikum gemacht. Und da gab es die Lausitzer Filmschau. Und ich fand es spannend und dachte: warum mache ich nicht auch einen Film?  Ich fand die Thematik spannend, welche  Lebensrealitäten es von jungen Sorben und Sorbinnen gibt und welche intergenerationalen Konflikte.

Wie seid ihr das denn angegangen?

Ich habe mir einfach eine Kamera geholt (lacht). Wir haben dann überlegt, wer gute Protagonist*innen wären. Sehr schnell sind uns markante Personen eingefallen, z.B. eine Freundin von uns und ihre Oma, die noch immer sorbische Tracht trägt. Wir haben die Leute einfach aus unserem Umfeld aufgegabelt und fanden, dass es einen ziemlich guten Querschnitt abbildet. Ich habe vorher noch nie einen Film gemacht, ich hatte überhaupt keine Ahnung. Wir haben einfach losgelegt und uns mit den Menschen unterhalten und zugehört, was sie zu erzählen haben. Als wir alles im Kasten hatten, hat sich Luisa an den Schnitt gesetzt. Zur Lausitzer Filmschau war der Film fertig. Ja und dann waren wir sehr überrascht, dass wir den Hauptpreis gewonnen haben, damit haben wir gar nicht gerechnet. Es war ein sehr schöner Moment.

Es ist natürlich bemerkenswert, dass zwei so junge Frauen, wie Luisa und du den ersten Preis beim FilmFestival Cottbus gewonnen haben. Was kannst du anderen jungen Filmemacher*innen in der Lausitz mitgeben?

Nicht zu viel nachdenken, einfach anfangen! Ich habe das mit jedem Projekt gemerkt, das ich einfach angefangen habe, sei es Musik, sei es Film. So funktioniert es zumindest bei mir am besten, wenn ich intuitiv an ein Projekt herangehe, hatte ich immer die besten Ergebnisse. Ich glaube, es ist auch immer gut etwas zu zweit, im Team zu machen. Man kann sich so sehr gut gegenseitig motivieren und inspirieren. Und ja, einfach loslegen. Das größte, was jedem im Weg steht, sind zu viele Gedanken.

Welche Chancen siehst du für die Lausitz als Filmlandschaft?

Ich glaube, die Lausitz ist in Sachen Film ein noch sehr unbewandertes Gebiet. Es gibt noch so viel Material das noch verarbeitet werden kann, abseits von Braunkohle. Auch landschaftlich, also visuell ist die Lausitz noch gar nicht „ausgebeutet“ oder benutzt. Man kann sich noch austoben, weil man noch so viele unberührte Sachen hat. Es gibt offene Menschen, die Lust haben in Interaktion zu treten und sich freuen, wenn jemand kommt und Lust hat etwas zu machen. Ich würde mir auch wünschen, dass nicht nur Menschen von außen kommen und versuchen, die Lausitz filmisch durchzuarbeiten, sondern dass auch es aus den Menschen selbst kommt oder dass Kollaborationen entstehen.

Mit so engagierten Frauen ist die Lausitz auf jedem Fall auf dem richtigen Weg!

Sophias Film „SMY“ kann man über YouTube sehen: https://www.youtube.com/watch?v=YOTvkBeo-y0

Eva Maas...

... wuchs in Bautzen auf, studierte in Leipzig Kommunikations- und Medienwissenschaften im Bachelor und im Master World Heritage Studies an der Technischen Universität Cottbus. Neben und nach dem Studium arbeitete sie für diverse Filmfestivals, z.B. interfilm Berlin und die Berlinale. Im Moment lebt sie in Leipzig und arbeitet als Projektmanagerin bei den Digital Impact Labs.

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