Katja Knauthe, Johanna Zabka und Fränzi Straßberger haben 2020 ihre Arbeit als hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte in der Lausitz begonnen. Ich habe sie jeweils getroffen und mit ihnen über ihre Visionen für die Region, über ihre Perspektive auf den Strukturwandel und ihre Schwerpunkte im neuen Job gesprochen.
Dies ist Teil 2 unserer Reihe „Gleichstellung in der Lausitz“. Teil 1 und 3 über Katja Knauthe und Fränzi Straßberger finden Sie in unserem Journal.
Johanna Zabka – „Ich will Barrierefreiheit in den Köpfen der Menschen herstellen.“
In Brandenburg legt das Landesgleichstellungsgesetz (LGG) fest, dass Gleichstellungsbeauftragte sowohl für öffentliche Belange als auch für Personalbelange innerhalb der Kreisverwaltung verantwortlich sind. Diese Position hat Johanna Zabka seit April für den Landkreis Oberspreewald-Lausitz inne. Gleichzeitig ist sie Behindertenbeauftragte, was auch gut zu ihren vorherigen Tätigkeiten passt, denn für einige Jahre arbeitete sie für das Landesamt für Soziales und Versorgung als Aufsicht für unterstützende Wohnformen, wo sie Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen prüfte. Damals war sie auch stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte. So begann sie ihre neue Position sowohl mit Erfahrung aus dem Verwaltungsbereich als auch Vorwissen in der Gleichstellungsarbeit.
Ihre erste Zeit im Amt beschreibt sie als aufregend: seit April ist sie Gleichstellungsbeauftragte und startete so gemeinsam mit dem Lock-Down. „Dadurch fand natürlich wenig Netzwerkarbeit statt, vor allem nicht persönlich. Zuletzt wurde das langsam wieder hochgefahren“. Trotzdem fühlte sie sich gut vorbereitet, da sie sich schon seit Januar in der Einarbeitungszeit befand und so gemeinsam mit ihrer Vorgängerin Kolleginnen und Netzwerkpartner*innen treffen und Veranstaltungen wie die Frauenwoche oder den Karneval für Menschen mit Behinderungen und ihre Freund*innen bereits mitgestalten und erleben konnte.
Die verhältnismäßig lange Einarbeitungszeit ermöglichte Johanna Zabka nicht nur einen sicheren Stellenantritt, sondern zeigt auch, welche Wertigkeit die Position im Landratsamt hat: „Das ist auch hier im Haus nicht die Regel, dass dafür so viel Zeit eingeräumt wird.“ bemerkt Sarah Werner, Pressesprecherin des Landratsamtes, die an unserem Gespräch teilnimmt. Der Gleichstellungs- und Behindertenbeauftragten-Stelle ist auch eine Vollzeit-Mitarbeiterin angegliedert. Mir fällt auf, dass die Gesetzgebung in Brandenburg durch das LGG eine wirksame Grundlage und Legitimation für Gleichstellungsbeauftragte geschaffen hat und die Arbeit dadurch anerkannter und besser finanziert scheint als in Sachsen. Johanna Zabka und Sarah Werner berichten auch, dass innerhalb des Landratsamtes großes Interesse am Gleichstellungsbericht bestünde, der in Brandenburg gesetzlich gefordert ist. Erst kurz vor unserem Treffen habe Johanna Zabka die aktuellen innerbetrieblichen Zahlen in der Dienstberatung leitender Vertreter*innen des Landkreises vorgestellt, was auch Austausch inspiriert hätte. Erfasst wurden beispielsweise die Männer- und Frauenanteile in den verschiedenen Dienstgraden oder im Bereich Teilzeitarbeit als Indikatoren für Gleichstellung.
Zentrales Thema der Arbeit von Johanna Zabka ist Barrierefreiheit, damit meint sie nicht nur die physische Zugänglichkeit bestimmter Orte, sondern versteht den Begriff auch gleichstellungspolitisch und persönlich: im öffentlichen Raum wolle sie darauf hinwirken, dass dunkle Räume beseitigt würden, weil das bei vielen Frauen Angst und Unsicherheit auslöse. Vor allem aber will sie „Barrierefreiheit in den Köpfen der Menschen herstellen, zeigen dass wir eine bunte Gesellschaft sind, dass wir offen für jeden sind und gemeinsam vieles erreichen können und nicht gegeneinander arbeiten“. Dafür ist sie auch an der Organisation öffentlichkeitswirksamer Veranstaltungen beteiligt. Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen (25.11.) werden an den Standorten der Kreisverwaltung und weiteren Orten im Landkreis Fahnen gehisst, um auf dieses Thema aufmerksam zu machen und das Frauen- und Kinderschutzhaus in Lauchhammer eröffnet an diesem Tag eine Foto-Wanderausstellung im Rathaus in Calau. Auch die Vorbereitungen für die brandenburgische Frauenwoche 2021 unter dem Motto „Superheldinnen am Limit“ laufen bereits.
Auch Johanna Zabka habe ich nach ihren Visionen und ihrer Perspektive zum Strukturwandel gefragt. Sie betont, dass die Gestaltung des Wandels ein wichtiges Thema sei, aber auch eines wo schon Erfolge zu erkennen sind. „Man darf nicht vergessen, dass sich die Region schon ganz toll entwickelt hat“. Sie berichtet von vielen Rückkerer*innen, ästhetischen Wald- und Seenlandschaften, von neuen Arbeitgebern, die sich in der Region etabliert haben und vom kulturellen Angebot.
Auf ihre Zukunft blickt sie sehr optimistisch und sagt: „Ich denke, dass hier im Landkreis gerade in der Netzwerkarbeit schon vieles gut läuft, es aber trotzdem wichtige gleichstellungspolitische Themen gibt, die es anzupacken gilt“.