F wie Fliegen

Lisa sagt...

 

Als ich das erste Mal beim Lausitzerin Stammtisch war, war ich überwältigt und begeistert von dem ganzen Support den man dort bekommt. Ich habe unheimlich viele Ideen und wünsche für die Lausitz. Bei meiner Rückkehr in die Gegend habe ich mich relativ einsam gefühlt. Mein Freundeskreis lebt vor allem in Südbayern und hat mich oft gefragt, was ich denn in diesem „Loch“ will. Die Frage habe ich mir auch oft selbst gestellt. Sollte man für eine Beziehung in eine Gegend ziehen, in die man eigentlich nie zurück wollte?

Ich habe eine Weile gebraucht um mich hier wieder einzuleben und zu merken, dass ein Antrieb um hier zu bleiben auch sein kann, sich selbst einzubringen um die Gegend voran zu bringen. Ich habe überlegt, was für mich die entscheidenden Dinge sind, damit eine Region sich wie ein Zuhause anfühlt in dem man gern lebt. Meine Antwort darauf ist ganz klar: ein soziales Netzwerk, die Möglichkeit mein Hobby auszuführen und ein Job der mir Spaß macht und das notwendige finanzielle einbringt um die anderen beiden Dinge zu finanzieren.

Auf meiner Suche nach Möglichkeiten sich zu beteiligen und engagieren bin ich auf sehr vielen Umwegen auf F wie Kraft gestoßen. Als ich beim Stammtisch dann von meinen Sorgen und Wünschen erzählte bin ich auf unheimlich viel Verständnis und Unterstützung gestoßen. Schnell waren der Punkt Soziales Netzwerk und Job abgeklärt und ich erzählte von meinem Hobby, oder wohl eher meine Leidenschaft: dem Gleitschirmfliegen und dass es hier leider nur sehr wenig Piloten in der Gegend gibt. Der lokale Verein „Leichtflieger Oberlausitz“ umfasst bisher nur männliche Piloten und das finde ich sehr schade. Kurzerhand kam ich auf die Idee einen Schnupperkurs für F wie Kraft zu organisieren. Vielleicht lassen sich ja ein paar der anderen für den Sport begeistern.

Nach meinem Vorschlag dazu beim nächsten Stammtisch haben wir schnell 10 Frauen zusammenbekommen die Lust haben einmal selber abzuheben. Dank meiner Windenschleppausbildung kenne ich Gunter von Paradopia und der ist wie immer total motiviert Leuten das Fliegen beizubringen. Am 29.04. war es dann soweit und wir trafen uns am Wachtelberg bei Freital für den Schnupperkurs. Das Wetter war ideal und so konnten nach einer kurzen Einweisung zu Gleitschirm, Gurtzeug, Starttechnik und Sicherheit die ersten Versuche gestartet werden. Die Stimmung war super und alle hatten schnell Erfolgserlebnisse. Es war einfach wunderbar zu sehen, wie begeistert die anderen waren und wie jede bald ihren ersten Flug absolvieren konnte.

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Lisa in Aktion

Für mich war der Gleitschirmschnupperkurs ein voller Erfolg und ich freue mich hoffentlich bald ein paar der Teilnehmerinnen die schönen Fluggebiete in der Gegend zeigen zu können. Ich werde mich weiter für mehr Pilotinnen in der Lausitz einsetzen und gern auch weitere Schnupperkurse organisieren. Dank „F wie Kraft“ können Frauen in der Lausitz „F wie Fliegen“!

Marie sagt...

 

Als Lisa zum ersten Mal zum Lausitzerinnen-Stammtisch kam, erzählte sie uns von ihrem Hobby, dem Gleitschirmfliegen, und dass es in ihrem lokalen Verein ausschließlich Männer gibt. Und wie es beim Lausitzerinnen-Stammtisch nun einmal so ist, wird sofort beschlossen, das gemeinsam zu ändern und sich einzumischen. Nun ist das ja beim Gleitschirmfliegen aber natürlich nicht so leicht, denn das muss man ja erstmal erlernen. Als wenn das für uns Lausitzerinnen ein Problem wäre…

Lisa Ulbrich, 25 Jahre jung, Bauingenieurin aus Mittelherwigsdorf, Dreadlocks, Tattoos, viel herumgekommen, mit offenem Geist und Ambitionen, die Region mitzugestalten… organisiert ganz mir nichts, dir nichts, einen Schnupperkurs bei der Dresdener Gleitschirmschule Paradopia. Es finden sich zehn F wie Kraftlerinnen und nehmen sich am 29. April 2022 einen Tag frei, um abzuheben.

Wir treffen uns in der Nähe von Freital. Als wir ankommen und unseren Gleitschirmlehrer Gunther treffen, sehen wir zum ersten Mal den Übungshang. Sieht irgendwie flach aus… Wir können uns noch nicht so richtig vorstellen, was das werden soll.

Auf der Hälfte des Hanges angekommen, sieht natürlich alles schon wieder ganz anders aus. Da sollen wir also runterrennen?! Wir bekommen eine ausführliche Instruktion zum Anlegen der Schirme. Dann starten wir alle nacheinander. Dabei haben wir Walkie-Talkies im Rucksack, mit denen uns Gunther stets anweist, was zu tun ist. Bereits beim ersten Start heben einige der Teilnehmerinnen ab. Die Stimmung ist grandios. Alle haben Bock und sind begeistert. Nach dem zweiten Start fangen die Beine an zu zittern, teils wegen der Anstrengung beim Rennen („Lauf so schnell du kannst und gib alles!“) und teils wegen der Aufregung.

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Die F wie Flugschülerinnen und Lehrer Gunter

Auch während der Pausen entstehen neue Kontakte und erkenntnisreiche Gespräche. Nancy, 23, aus einem kleinen Dorf bei Bautzen, fühlt sich in ihrer Heimat sehr wohl und möchte am liebsten für immer dort bleiben. Das ist bei jungen Frauen selten und ich möchte gern mehr erfahren, da ich selbst oft Zweifel habe, ob die Lausitz wirklich der richtige Ort für mich ist. Doch da hebt sie schon wieder ab…

Mai, Manuela und Christine erzählen von ihrer Arbeit beim Landesverband Nachhaltiges Sachsen e.V. sowie bei der Dresdner Agenda 21. Erst zwei Tage vorher haben wir uns in einem Workshop zum Thema Öffentlichkeitsarbeit für Initiativen und Vereine über Social Media und Co. ausgetauscht. Direkt erproben wir unser neu gewonnenes Wissen und posten, was das Zeug hält. Die Instagram-Community spielt verrückt!

Cindy aus Hoyerswerda stellt recht schnell fest, dass sie wahrscheinlich in diesem Leben keine Profi-Gleitschirmfliegerin mehr wird und genießt den Rest des Tages mit den Anderen auf der Picknickdecke in der Sonne.

Mir selbst gelingt zwar der eine oder andere Start und ich hebe auch leicht ab, jedoch stürze ich bei meinem letzten Start und entscheide, eine Pause einzulegen. Ich will es aber auf jeden Fall nochmal probieren!

Franzi aus Weißwasser gelingt der Abheber des Tages. Sie fliegt über uns drüber und lässt dabei den Emotionen freien Lauf. Es geht das Gerücht um, dass man ihren Freudenschrei bis nach Freital gehört hat…

Na hui, wer fliegt denn da auf einmal ganz weit oben über uns drüber? Das ist natürlich Lisa. Sie kommt uns vor wie der mega-routinierte Vollprofi. Ist sie auch. Sie erzählt uns von ihren ganzen Ausflügen, die sie bereits mit anderen Aktiven erlebt hat, und aus dem Leben der Gleitschirmflieger*innen („immer einen Brühwürfel dabei haben!“). Ihre Erzählungen machen Lust auf mehr.

Am Ende des Tages sind alle wahnsinnig fertig und euphorisiert. Es hatte wahrscheinlich niemand von uns eine genaue Vorstellung, was uns erwartet. Wir sind überwältigt. Mindestens drei der Teilnehmerinnen interessieren sich nun ernsthaft für die Gleitschirm-Ausbildung. Go, Girls! Ihr findet ein neues Hobby und Lisa’s Verein wird ordentlich aufgemischt. Win-Win!

Gunter sagt...

 

Frauen haben schon seit Langem ihren Platz im Gleitschirmsport gefunden. Sie sind als Tandempilotinnen und Fluglehrerinnen tätig, nehmen an zahlreichen Meisterschaften teil und sind aus der Szene nicht mehr wegzudenken. Wie bei den Männern sind die meisten natürlich vorrangig zum Spaß, für das Naturerlebnis und für das immer wieder unbeschreibliche Gefühl des freien Fliegens mit dem Gleitschirm unterwegs. Nur schade, dass es immer noch zu wenige sind.
Deshalb war es für mich als Fluglehrer eine Freude, mal eine reine Frauengruppe der Initiative F wie Kraft bei einem Schnuppertag am Übungshang betreuen zu dürfen. Dank der Zielstrebigkeit und Begeisterung aller Teilnehmerinnen  wurde es ein zwar schweißtreibender, aber auch sehr erfolgreicher Tag mit ersten kleinen "Hüpfern" am Berg. Ich bin mir sicher, dass alle das Gefühl des scheinbar schwerelosen Fluges mit in den Alltag hinübernehmen konnten. Vielleicht lässt ja dieses Gefühl die eine oder andere auch nicht mehr los...

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Fotos...

von Katrin Jeschke und Marie Melzer

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